the great mcginty (preston sturges, usa 1940)

Veröffentlicht: Dezember 15, 2012 in Film
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Als dem Obdachlosen McGinty (Brian Donlevy) angeboten wird, seine Stimme unter falschen Namen für jeweils 2 Dollar  für die Wiederwahl des Bürgermeisters abzugeben, zögert er keine Sekunde und stürzt den „Wahlhelfer“ mit seinem Fleiß fast in den Ruin. McGintys unverstellte Art bringt ihm schlißlich die Sympathien des Gangsterbosses (Akim Tamiroff) ein, der mit allen zehn Wurstfingern in der Politik mitmischt. Unter ihm legt der zu allen Schandtaten bereite McGinty eine steile Karriere hin, die ihn schließlich selbst ins Amt des Bürgermeisters führt. Sein Fall beginnt, als er sein Gewissen entdeckt und nicht länger Sockenpuppe sein will …

Preston Sturges adaptierte für THE GREAT MCGINTY sein eigenes Drehbuch – für das er ein Jahr später in der eben neu geschaffenen Kategorie „Best Screenplay“ den begehrten Oscar erhielt. Seine Geschichte über den Aufstieg eines mittel- und deshalb umso skrupelloseren Mann lehnt sich im Titel an F. Scott Fitzgeralds Roman „The Great Gatsby“ an und lässt sich als zynische Spiegelung desselben verstehen: Während der Multimillionär Gatsby trotz – oder wegen? – seines Reichtums ein traurig leeres Dasein führt, das von einer längst verflossenen Liebe bestimmt wird, sind Selbstzweifel und Melancholie dem aus armen Verhältnissen aufgestiegenen McGinty gänzlich fremd. Solange der Rubel rollt, ist er glücklich, und damit das so bleibt, ist ihm kein Trick zu schmutzig, kein Mittel zu billig. Die Politik erweist sich für ihn als ideales Metier. Im Hintergrund zieht „der Boss“ die Fäden, McGinty braucht nur sein Gesicht, um im Vordergrund den Verkäufer zu spielen. Zum perfekten Auftritt gehören natürlich auch Frau und Kind, mit denen man der Öffentlichkeit harmonisches Familienleben vorgaukeln kann. Man mag sich so kurz nach dem abgelaufenen Präsidentschaftswahlkampf gar nicht vorstellen, wie viel von Sturges Offenbarungen auch heute noch zutreffen, ahnt aber, dass ein Bürgermeisteramt heute nicht mehr für die 400.000 Dollar vom Boss zu haben ist. Dass McGintys Weg so lange nach oben geht, bis er sich dem Willen seines Gönners widersetzt, passt zu Sturges‘ Weltbild: Man kann es in den USA zwar in kurzer Zeit vom Tellerwäscher zum Millionär schaffen, aber in die entgegengesetzte Richtung geht es kaum minder schnell. Es ist alles ein großes Glücksspiel: Ob man mithalten kann, hängt davon ab, wie gut es einem gelingt, sich selbst aufzugeben. Identität und Erfolg gehen bei Sturges nicht gut zusammen. Das muss McGinty auf die harte Tour erfahren.

 

Kommentare
  1. Ghijath Naddaf sagt:

    McGinty taucht übrigens auch in Preston Sturges genialem „The Miracle of Morgans Creek“ noch mal auf.

  2. […] Sturges. Exemplarisch hier die Reviews des wunderschönen „Heaven Can Wait“ von Lubitsch und „The Great McGinty“ von Sturges. Ansonsten einfach mal auch die anderen Reviews […]

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